Langstrecken-Erfahrungen


  • Meine bisherige Einschätzung: nach 1,5-2 Stunden Fahrtzeit AB braucht der Niro ein Ladepäuschen von etwa 30 Minuten , dann kann man mit knapp 80% weiterfahren. Die Zeit kann man gut mit einem Kaffee und Toilettengang überbrücken.

    Mir ist das einfach zu lahm wenn man mal auf Fernstrecke in den Urlaub will.

    Ganz vorher: HEV, Spirit, ADA, Leder, schwarz, EZ 11/16, MD2017 "Robert"

    Vorher: PHEV, Spirit, Leder, blau, EZ 04/21, MD2020 "Niro"

    Seit 11/22: PHEV, Spirit, P5,P6, grau EZ 11/22, MD2023 "Derrick"

    PV Anlage mit 15kW Peak, 11kWh Speicher

    2x Wallbox Heidelberg Control

  • Bei uns waren's im ersten Urlaub eher ca. 3 stündige Abschnitte. Kommt natürlich auf's Tempo an. Aber für nur 1,5 Stunden muss man schon recht sportlich fahren, schafft man im Ausland kaum. Und wir haben sogar oft bis (fast) 100% geladen, weil die Kids in der Regel längere Pausen vertragen haben als das Auto brauchte. Nachladen eher bei 5-10% als bei 20%.

  • Aus aktuellem Anlass hier nun auch eine Langstreckenerfahrung meinerseits.

    Vorwort

    Ich habe den Niro EV natürlich unter Berücksichtigung meines üblichen Aktionsradius gekauft, der selten über 200 km hinausgeht. Eine Urlaubsfahrt vom Saarland nach Texel (NL) fand vergangenes Jahr statt – nur zwei Monate nach dem Kauf des Niro EV, meinem ersten eigenen BEV überhaupt – und verlief wunderbar. Ladeleistung und Co. waren mir im Vorfeld natürlich bekannt. 10-80% SoC in >40 Minuten halt. Gesamtpaket hat gepasst.

    Im folgenden Bericht habe ich während der Reise nicht bewusst SoC-Zustände protokolliert – er basiert auf meiner Erinnerung, so auch die Angaben des SoC. Darüber hinaus kann ich lediglich auf meine Google-Zeitachse und die Kia Connect App zurückgreifen zwecks Kilometer und Zeiten.

    Erfahrungsbericht

    Spontan musste ich vom Saarland nach (in die Nähe von) Kassel – und das ziemlich kurzfristig. Die Hinfahrt erfolgte mit drei Personen, die Rückfahrt zu viert, verteilt auf zwei Autos, da wir ein krankes Familienmitglied und dessen Fahrzeug abholen mussten.

    Am Vortag konnte der Niro zum Glück auf etwa 90 % SoC geladen werden. Wir starteten mit knapp über 300 km Restreichweite bei 8 °C und fuhren über die A8, A6, A5 und A49 rund 375 km.

    Hinfahrt

    1. Stopp (nach 213 km)

    Eigentlich wollten wir den 1. Ladestopp mit einer Toilettenpause verbinden. Während der Fahrt suchten wir einen Schnelllader (>100 kW) heraus. Kurz vor Frankfurt lotste uns das Navi dann jedoch von der Autobahn an den Stadtrand – und wir landeten vor einem Bürogebäude des AvD, auf dem es einen DC-Lader gab.

    Wir nutzten eine Pause von 15 Minuten, um nur gerade etwas zu essen. Dementsprechend luden wir nicht viel, aber dank Vorkonditionierung startete die Ladung immerhin mit >80 kW.

    2. Stopp (nach nur 34 km)

    Da der Toilettenbesuch weiterhin anstand und dringender wurde, fuhren wir weiter und stoppten nach 34 km an der Raststätte Wetterau Ost. Leider war dort nur ein 50-kW-DC-Lader frei. Während des diesmal 45-minütigen Aufenthalts gingen wir zur Toilette und genossen Heißgetränke.

    Ziel erreicht (nach nochmals 107 km)

    Nach weiteren 107 km und einer Hinwegreisezeit von 4:52 Stunden und 375 km (3:58 reine Fahrzeit) erreichten wir unser Ziel. Wir trafen das Familienmitglied, regelten alle Formalitäten und verweilten in einer kleinen Stadt. Dort parkte ich und hing den Niro an eine 11-kW-Ladesäule.

    Nach etwa 1:15 Stunden und einer wirklich leckeren Pinsa machten wir uns auf den Heimweg. Zu diesem Zeitpunkt war der Akku ungefähr zu 60 % geladen. Es waren 15 °C und sonnig.

    Rückfahrt

    1. Stopp (nach 133 km, 1:33 h Fahrtzeit)

    Der erste geplante Ladestopp der Rückreise fand wieder unter nicht ganz optimalen Bedingungen statt. Wir landeten auf dem Gästeparkplatz einer Eventlocation in Friedrichsdorf bei Frankfurt mit Blick auf die Skyline. Die dortige 100-kW-Ladesäule lud in 40 Minuten den Akku von etwa 15 auf 70 % auf. Wir nutzten die Zeit für einen Spaziergang und einen Toilettengang – die Gastronomie hatte allerdings noch geschlossen.

    2. Stopp (nach weiteren 155 km, 1:37 h Fahrtzeit)

    Nach 155 km erreichten wir den Rasthof Ramstein-Miesenbach. Dort luden wir bei McDonald’s für 36 Minuten nach, während wir uns bei McCafé etwas gönnten. Der Stopp hätte zugegeben kürzer ausfallen können, da zu diesem Zeitpunkt nur etwas weniger als die noch zu fahrende Strecke auf der Restreichweitenanzeige standen.

    Letzte Etappe (ca. 80 km, 53 min Fahrtzeit)

    Schließlich legten wir die letzten knapp 80 km in 53 Minuten zurück und erreichten unseren Ausgangspunkt.

    Zusammenfassung

    • Hinfahrt: 3:58 h Fahrtzeit für 375 km, mit Ladestopps 4:52 h

    • Rückfahrt: 4:03 h Fahrtzeit für 373 km, mit Ladestopps 5:14 h

    • Gesamtstrecke: 748 km in etwa 8 Stunden

    • Durchschnittsgeschwindigkeit: ACC auf ca. 120 km/h, laut Kia Connect App lag die tatsächliche gefahrene Durchschnittsgeschwindigkeit auf den langen Etappen eher bei ~100 km/h)

    • Verbrauch (aus dem Gedächtnis):

      • Hinfahrt: ca. 21 kWh/100 km

      • Rückfahrt: ca. 18,5 kWh/100 km

    • Gesamt-Ladezeit an DC-Ladern: 2:06 h (ohne Aufenthalt am AC-Lader in Kassel)

    Fazit

    Sicher hätte sich die Reisezeit mit besserer Planung reduzieren lassen, z. B. indem wir erst bei ~10 % SoC geladen hätten (statt schon bei ~20 % oder gar mehr). Auch der Stopp am 50-kW-Lader war nicht optimal, aber in Ordnung. Mit einem EV6 wäre das eine „Katastrophe“, mit dem Niro ein kleiner Kompromiss. Dass an zwei Stopps keine Gastronomie und bei einem nicht einmal eine Toilette verfügbar war, war ärgerlich – allerdings handelte es sich nicht um Raststätten, sondern um Standorte abseits der Autobahn. Wir nutzten eine Mischung aus Kia-Navi und Google Maps zur Navigation.

    Für meine Mitfahrer – inkl. des Zweitwagens, der uns auf der Rückfahrt folgte – war die Reise eher keine gute Werbung für die E-Mobilität. Die Ladepausen wirkten das ein oder andere Mal eher wie ein Zwang. Natürlich hätte ich auch mit einem Diesel, der 1.000 km ohne Tankstopp schafft (und ich hatte einen solchen, die existieren wirklich!), Pausen eingelegt, etwas gegessen und die Toilette aufgesucht.

    Aber: Im Schnitt alle zwei Stunden eine 30-minütige Pause zu machen, empfinde ich dann doch als etwas viel – einfach aufgrund der Umstände. Und das ist der statistische Wert: tatsächlich erfolgten diese Pause ja nach jeweils ca. 1:30 - am Ende der Reise wäre natürlich keine DC-Ladestopp mehr nötig.

    Letztlich stimmen Harndrang, Hunger und ein fast leerer Akku selten überein – man muss raus, wenn man raus muss. Wären solche Fahrten für mich die Regel oder kämen sie häufiger vor, würde ich wohl eher einen EV6 fahren. Aber auch mit dem neuen EV3 – insbesondere mit dem 77-kWh-Akku – wäre ich heute vermutlich besser beraten.


    Vielleicht hätte man auch den ACC auf 110 km/h stellen können, die Durchschnittsgeschwindigkeit wäre ja nicht im gleichen Maße geringer ausgefallen, der Verbrauch ggf. 1 kWh/100 km geringer gewesen, den letzten Ladestopp hätte man unter den Umständen vielleicht nicht nur um gut 25 Minuten verkürzen können, vielleicht wäre er auch gar nicht mehr nötig gewesen.


    Fakt ist allerdings auch: ich saß an diesem Tag 8h am Steuer, war aber zu keinem Zeitpunkt müde, gestresst oder hatte das Gefühl, eine Pause auch wirklich nötig zu haben - ich hatte sie einfach bzw. das Auto zwang sie mir auf ;)


    Es war eine echt entspannte Reise. öfter als 2-3x im Jahr will ich sie trotzdem nicht machen. Dann doch eher was mit >150kW Ladepeak und größerem Akku.


    Danke für's Lesen!

    24.04.23 bestellt: Niro EV Inspiration P1+P2+P3+P4+P5+AHK, Auroraschwarz, CCV

    02.05.24 Fahrzeug beim Händler eingetroffen

    08.05.24 Zulassung und Übergabe :thumbup:

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